Prof. Dr. Joachim Bauer am 05. November 2024 im Café „Prinz Friedrich“ der Stiftung Club 74

Von Beginn seines Vortrages an, hat Prof. Dr. Joachim Bauer die ungeteilte, hochkonzentrierte Aufmerksamkeit des Publikums. Das Thema KI, Realitätsverlust und Gefahr für die Menschlichkeit ist hochaktuell, das betont auch Renate Hahn, Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Club 74, bei ihrer Begrüßung der knapp 120 interessierten Bürgerinnen und Bürger und brachte ihre Freude zum Ausdruck mit Prof. Dr. Bauer einen wissenschaftlich fundierten und anerkannten Referenten nach Minden zur Stiftung Club 74 geholt zu haben.

Vorweg betont Prof. Dr. Bauer, dass digitale Medien und KI nicht mehr aus der Welt zu denken sind. Kein Kampf gegen Windmühlen, digitale Produkte inklusiv KI sind nützliche Werkzeuge. Aber sie sollten zu klaren Zielen und unter menschlicher Kontrolle eingesetzt werden.

Joachim Bauer beginnt seinen Vortrag mit einem Vergleich. Auch die Automobilität war seinerzeit eine bahnbrechende und die Zukunft radikal verändernde Erfindung. Jetzt stelle man sich eine voll motorisierte Welt vor in der es keine Altersvorgabe, keinen Führerschein, keine Verkehrsregeln, keine Verkehrsgerichtsbarkeit gibt. So sei die derzeitige Situation der sozialen Medien. Dem Einwand ungeregelter Autoverkehr sei ja tödlich, soziale Medien nicht, begegnet er mit dem Schicksal eines Jugendlichen. Dieser Junge hatte sich über Chatbot in eine junge Frau verliebt, die Daenerys Tagaryen, der Heldin aus „games of thrones“ ähnlichsah. Sie war digital immer für ihn da, hörte ihm zu, sprach mit ihm, zeigte Verständnis. Er glaubte ihr, vertraute sich ihr an. Er beging Suizid als er erkannte, dass sie ein Avatar, nicht real war.

Dr. Joachim Bauer legt dar, welchen Einfluss digitale Angebote auf die seelische Gesundheit haben. Die Anziehungskraft digitaler Produkte steht in engem Zusammenhang mit der Beschaffenheit des neuronalen Belohnungssystems des menschlichen Gehirns. Der Mensch will letztlich gute Gefühle, er braucht Beziehungen, Aufmerksamkeit. Das versprechen die sozialen Medien. Die Realität ist aber Konkurrenz, challenges, ständiges Vergleichen, Infragestellen des Selbst und Hass. Darüber hinaus sind Kinder kriminellen Machenschaften und Missbrauch ausgesetzt.

Der frühe Kontakt mit digitalen Medien behindert die körperliche, kognitive und seelische Entwicklung von Kindern. Prof. Dr. Bauer sagt ganz deutlich, dass digitale Medien nicht in die frühe Kindheit, nicht in Kitas und Grundschulen gehören.

Aber nicht nur diese sichtbaren und konkret erlebbaren Auswirkungen beunruhigen Prof. Dr. Bauer. Realitätsverlust durch gaming und der Gang ins Metaversum stehen in engem Zusammenhang mit der Philosophie des Transhumanismus, deren Protagonisten medial sehr präsent sind und zu den reichsten Männern der Welt gehören.